Immersive Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) spielen eine entscheidende Rolle für die digitale Zukunftsfähigkeit in Deutschland. Noch mangelt es auf dem Weg ins "Metaverse" allerdings an konkreten Maßnahmen und Rahmenbedingungen, um den im Koalitionsvertrag der Bundesregierung geforderten digitalen Aufbruch umzusetzen. Die deutschen Fachverbände für Extended Reality (XR) zeigen in einem Positionspapier, welche Grundlagen nötig sind - und welche Chancen sich für Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung ergeben.
Immersive Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) besitzen enormes Zukunftspotential. Nach wie vor ist allerdings viel Aufklärungs- und Pionierarbeit nötig, damit das Thema in weiten Teilen der Gesellschaft ankommt. Das nun veröffentlichte Positionspapier der deutschen Fachverbände für Extended Reality (XR) zeigt auf, welche Chancen sich im privaten und beruflichen Umfeld bieten – und welche Grundlagen auf deutscher Ebene nötig sind. Der Begriff "XR" fasst hierbei alle immersiven Technologien zusammen, die in den vergangenen fünf bis zehn Jahren neue Innovations-Impulse erfuhren.
Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, welche Potentiale in Anwendungen der immersiven Technologien stecken, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Die aktuelle Diskussion um das so genannte "Metaverse" unterstreicht die Notwendigkeit, sich auch hierzulande intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Letztlich geht es um den Wunsch, digitale Infrastrukturen aus der 2D-Welt in die 3D-Welt zu überführen. Angetrieben wird die Entwicklung von Hardware-Herstellern (Head-Mounted Displays, Prozessoren, Grafikkarten) sowie Software-Entwicklern (Real-Time-Video, Game-Engines, Animations- und Simulationssoftware). Auch Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz (KI), Quantencomputing sowie Lidar-Scanning spielen dabei eine Rolle.
Schon 2020 lag der XR-Umsatz in Deutschland mit rund 400 Mio. Euro auf dem Niveau der deutschen Games-Produzenten, so die Studie "Cross Reality in Deutschland 2021". Laut Deloittes "Extended Reality Studie 2020" werden im Jahr 2024 sogar 530 Millionen Euro im VR-Bereich und 265 Millionen Euro im Bereich AR/MR erwartet. Besonders aktiv sind Metropolregionen wie Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und das Rheinland. Verschiedene Akteure arbeiten dort an den Schnittstellen zu unterschiedlichen Industrien und setzen sich in Vereinen, Verbänden und Institutionen für die deutsche XR-Branche ein.
Wichtige Innovationstreiber sind Forschungsfelder im technischen, pädagogischen und gesellschaftlichen Kontext. Abseits der akademischen Ausbildung gibt es erste Erfolge bei der betrieblichen Ausbildung als "Gestalter für immersive Medien" in Kooperation mit dem Bund. Dies ist für die Branche attraktiv, da so auch mehr nichtakademische Mitarbeiter für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Im globalen Kontext bleibt festzuhalten, dass VR- und AR-Enthusiasten in Europa aktuell in erster Linie auf Hardware aus Asien und den USA angewiesen sind.
Um Einfluss auf künftige Entwicklungen zu nehmen, ist es wichtig, dass die Rolle von XR als Zukunftstechnologie erkannt wird. Das Konsortium der dt. XR Fachverbände fordert deshalb, jetzt konkrete Maßnahmen anzustoßen und zeitnah in die Umsetzung zu bringen, um den geforderten digitalen Aufbruch zu forcieren, die digitale Zukunftsfähigkeit in Deutschland nachhaltig zu sichern und entsprechende Rahmenbedingungen zu gestalten.
FORDERUNGEN
Digitale Infrastruktur stärken
Eine zentrale Voraussetzung ist die Stärkung und allgemeine Zugänglichkeit der digitalen Infrastruktur. Leistungsfähige Breitbandanschlüsse, ein starkes 5G-Netz sowie verlässliche Standards und Schnittstellen sind wichtige Bedingungen für Innovation in offenen Netzwerken, wie unsere Branche sie repräsentiert.
Nachhaltige Förderung der XR-Branche in Deutschland
Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der sich rasant entwickelnden XR-Branche ist enorm. Um eine Abwanderung ins Ausland zu vermeiden, sollten Start-Up-Gründungen unterstützt und Ausbildungsprogramme vorausschauend geplant werden.
Zusammenarbeit zwischen XR-Unternehmen und der Wirtschaft intensivieren
Die Förderung digitaler Zwillinge (virtueller Gegenstücke realer Maschinen) hilft, Abläufe bis ins Detail zu simulieren und nachhaltig umzusetzen. Insbesondere KMUs benötigen Aufklärung über XR-Potentiale und neue Geschäftsfelder wie das Metaverse. Eine Angliederung an existierende Wirtschaftscluster ist sinnvoll.
XR für intensiveres und digitales Lernen nutzen
Betriebe haben die Möglichkeiten von VR und AR für die Weiterbildung bereits erkannt. Schule und Ausbildung könnten Lerninhalte ebenfalls sehr intensiv und nachhaltig vermitteln. Noch mangelt es jedoch an einer zentralen Plattform für Ausschreibungen und den Austausch zwischen XR- und Bildungs-Experten.
XR in der Kunst und Kultur fördern
XR-Kunst eröffnet neue Wege, Inhalte zu schaffen und erfahrbar zu machen. Neben Institutionen sollten sich mehr freischaffende Akteure aus der Kreativbranche um Förderung bewerben können. Eine enge Zusammenarbeit mit Museen und Festivals wäre wünschenswert, um die Werke zugänglich zu machen.
Diversität in der XR Branche stärken
Diversität und Inklusion sind auch im sich formenden Metaverse wichtig, um Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen einen Einstieg in die XR-Branche zu ermöglichen. Wir begrüßen das Gründerinnen-Stipendium im Rahmen des Koalitionsvertrags, um den Anteil von Gründerinnen zu erhöhen.
Klarheit in der Definition juristischer Rahmenbedingungen schaffen
Gestalter und Nutzer benötigen mehr Rechtssicherheit und Rahmenbedingungen nach europäischen Werten. Wir fordern eine enge Zusammenarbeit mit dem Ethikrat sowie den zuständigen Regulierungsbehörden (u.a. für die DSGVO), um grundsätzliche Bedingungen zu diskutieren und zu definieren.
KURZVORSTELLUNG DER VERBÄNDE
Erster Deutscher Fachverband für Virtual Reality e.V. (EDFVR)
Im EDFVR finden über ganz Deutschland Startups und etablierte Unternehmer, Enthusiasten und Entwickler aus der XR Branche zusammen. Als Dachverband liegt die Aufgabe darin, die neuen digitalen Realitäten in Deutschland zu fördern, die Szene in Deutschland zu vernetzen und im Ausland zu repräsentieren.
https://www.edfvr.org/
Extended Reality Bavaria e.V. (XRB)
Der XRB wurde 2019 gegründet und ist der unabhängige Fachverband in Bayern für Akteure der immersiven Technologien. Ziel ist die Stärkung der regionalen XR-Wirtschaft, eine aktive internationale Vernetzung sowie die Förderung lokaler Communities.
https://www.xrbavaria.de/
nextReality.Hamburg e.V.
nextReality.Hamburg vernetzt Talente, Interessierte und Expert:innen am Standort und darüber hinaus. Gemeinsam mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen und Hamburger Unternehmen wird daran gearbeitet Hamburg als XR-Standort zu stärken und voranzubringen.
https://nextreality.hamburg/
Virtual Dimension Center e.V. Fellbach (VDC)
Das VDC ist Deutschlands führendes Kompetenznetzwerk für Virtuelles Engineering. Technologielieferanten, Dienstleister, Anwender, Forschungseinrichtungen und Multiplikatoren arbeiten im VDC-Netzwerk entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen.
https://www.vdc-fellbach.de/
Virtual Reality Verein Berlin Brandenburg e.V. (VRBB)
Der VRBB ist ein öffentlich geförderter Verein rund um das Thema XR und die wachsende Branche der immersiven Technologien in der Hauptstadtregion unterstützt. Er wurde 2016 gegründet und hat um die 80 Mitglieder und Partner.
https://virtualrealitybb.org/
Ansprechpartner der Fachverbände
EDFVR
Stephan Sorkin (Vorstand)
stephan.sorkin@edfvr.org
+49 221 3366289
VRBB
Sönke Kirchhof (Vorstand)
sk@invr.space, info@virtualrealitybb.org
+49 177 2462771
Next Reality HH
Sarah Wienberg-Schwarz (Leitung Projektbüro)
sarah.wienberg@nextreality.hamburg
+49 178 63 60 65 4
XRBavaria
Petra Dahm (Vorstand)
petra.dahm@xrbavaria.de
+49 176 2444 9905
VDC Fellbach
Christoph Runde (Geschäftsführer)
Christoph.Runde@vdc-fellbach.de
+49 711 58 53 09 11