Das Bildungsangebot "Technikethik" des Werner von Siemens Centre for Industry and Science wird auch in diesem Jahr weiter fortgesetzt.
Im letzten Jahr wurde sich mit Ethik im Allgemeinen, Technikethik, deren Bedeutung und Vorteilen auseinandergesetzt. Dieses Jahr werden Teilgebiete, die entweder mit der praktischen Arbeit in engem Zusammenhang stehen oder die von globalem Belang sind, behandelt. Hierbei soll Technikethik im philosophischen und praktischen Sinne betrachtet werden. Ethik ist weder eine Bürde noch eine leidvolle Zusatzaufgabe, sondern ein hilfreiches Instrument bei Forschung und Produktentwicklung.
Über das Jahr verteilt wird es insgesamt sechs Veranstaltungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten geben. Die Veranstaltungen können einzeln besucht werden. Jede Veranstaltung besteht aus einem spannenden einstündigen Themenimpuls und einem daran anschließenden praktischen, interaktiven ELSI-Workshop, in dem anhand einer ausgewählten Technologie ethische, legale und soziale Implikationen erarbeitet werden.
Themenüberblick Veranstaltungsreihe Technikethik 2022
Technikethik #1 Konsum und Energie
(17.02.2022, 09:30 bis 12:30 Uhr)
„Mehr vom Weniger“ oder „Mehr mit Weniger“? Braucht ein gelungenes Leben viel Konsum und viel Energie? Wenn ja, wer verzichtet zukünftig darauf? Über Verteilungsfragen, Gewinner und Verlierer wird nicht gerne gesprochen und so sind ethische Fragen und die schwierigen Antworten dazu ganz entscheidende Gründe, warum eine positive Ökobilanz und die Energiewende so schwer gelingen können.
Technikethik #2 Social Score – Sozialkredit-Systeme
(05.04.2022, 13:00 bis 15:30 Uhr)
Der liebe Gott sieht alles – die Tech-Konzerne noch viel mehr: Beobachten, Aufzeichnen, Sortieren und Auswerten, das gelingt schon nahezu lückenlos. Die umfassende Überwachung ist schon da! China will sie wie kein anderes Land nutzen: für ein gelungenes Sozialverhalten und ein erfolgreiches Staatswesen. Wir betrachten diese und ähnliche Bestrebungen und erörtern Chancen, Gefahren und Akzeptanzkriterien für Deutschland und Europa.
Technikethik #3 Maschinen- und Roboterethik
(14.06.2022, 17:00 bis 19:30 Uhr)
Die Ethik bezog sich bisher nur auf die Moral von Menschen. Jetzt brauchen wir auch moralische Algorithmen, Maschinen und Roboter. Welche Moral braucht eine Maschine? Welche Moral haben wir Maschinen gegenüber? Klingt vielleicht sehr philosophisch, hat aber heute schon täglich höchste praktische Relevanz. Bei Suchmaschinen und alldem, was wir KI nennen. Wer noch nie von Bias in KI und programmierten Vorurteilen gehört hat, komme zu diesem Thementag.
Technikethik #4 Hackerethik und Blockchainethik
(20.09.2022, 09:30 bis 12:00 Uhr)
Die Hackerethik bezeichnet eine Sammlung ethischer Werte, wie Freiheit, Kooperation, freiwillige und selbstgewählte Arbeit sowie Teilen. Auch Open-Source-Software wird von diesen Werten getragen, daher hat die Hackerethik eine höhere Bedeutung als ihr reißerischer Name vermuten lässt. Noch weiter geht es bei der Blockchain, die vielen als völlig neue Form der Demokratie gilt, an der alle partizipieren und profitieren können. Wollen wir souverän sein oder wieder werden? Was ist der Preis dafür?
Technikethik #5 Virtuelle Ethik – AR/VR/Metaverse
(18.10.2022, 13:00 bis 15:30 Uhr)
Schauen Soziologen und Psychologen auf unser Verhalten in der modernen technischen Welt, sehen sie viele Nachteile. Das Persönliche wird abgewertet, soziale Grundwerte und zwischenmenschliche Aspekte verfallen. Verrohen und verdummen wir in virtuellen und künstlichen Welten? Ja, und zwar in gehörigem Ausmaß. Wir können jedoch auch die erweiterte und künstliche Realität privat und im Beruf nutzen und uns dabei positiv weiterentwickeln und klar: moralische und ethische Leitlinien sind ein Schlüssel dafür.
Technikethik #6 KI bei Sicherheit, Rechtsprechung und Militär
(06.12.2022, 17:00 bis 19:30 Uhr)
Maschinen entscheiden über Glück und Wehe – und das leider oft unbemerkt, undurchsichtig und mehr schlecht als recht. Bei Rechtsprechung und Militär geht es im Ernstfall um Leben und Tod. Gegner und Befürworter der Technik stehen sich unvermittelbar gegenüber. Lasst uns den Abschluss unserer Reihe würdigen und über die Themen sprechen, die alle – wir selbst auch – am liebsten unter den Tisch kehren würden. Eine Großzahl der ethischen Dilemmata packen wir gleich noch obendrauf. „War is killing.“