Innerhalb des Projekts "Raumlabore" haben Studierende, Lehrende und Beschäftigte fünf verschiedener Hochschulen über einen Zeitraum von 18 bis 21 Monaten physische Lernräume gemeinsam konzipiert, gestaltet, evaluiert und immer wieder umgestaltet, um zukunftsorientierte, wirkungsvolle und nutzendenzentrierte Lernräume zu entwickeln. Mit diesen Projekten wurden Experimentierräume geschaffen, um eine dringend nötige aktive Weiterentwicklung von Lernräumen zu fördern.
Der Begriff "Raumlabor" bezeichnet in diesem Kontext einen Raum, in dem aktiv Raumgestaltung und deren Wechselwirkung mit innovativen, lernendenzentrierten Lern- und Lehrformaten untersucht und evaluiert wird. Studierende und Lehrende sind Forschende und Beforschte zugleich, und die Raumgestaltung wird stetig verändert und angepasst. Daher wird die Bezeichnung "Raumlabor" verwendet, um einen Raum zu beschreiben, der kontinuierlich durch die Nutzenden gestaltet, verändert und weiterentwickelt wird. Diese Raumnutzung grenzt sich von klassischen Seminar-, Lernräumen und Hörsälen ab, die zumeist ein einziges – sich nicht veränderndes – Raumsetting zur Nutzung vorgeben und nicht oder nur begrenzt auf eine aktive Lernraumgestaltung durch Studierende und Lehrende ausgerichtet sind. Raumlabore sind in erster Linie im Sinne von Reallaboren direkt in den Lehrbetrieb integriert und adressieren oftmals formelle und informelle Settings, können aber auch losgelöst als Labor für Lehr-/Lernsettings für Lernraumforschungs- und Weiterbildungszwecke genutzt werden.
Im Rahmen der Förderinitiative haben die Technische Universität Berlin und die Universität der Künste Berlin gemeinsam ein innovatives Raumkonzept entwickelt. Der Alte Lesesaal wurde zum Raumlabor und damit zu einer Plattform für interdisziplinäres Lehren, Lernen und Forschen umgestaltet. Die Gestaltung des Raumlabors war ein gemeinschaftlicher Prozess, bei dem von Beginn an verschiedene Stakeholder beteiligt wurden. Studierende, Lehrende und Expert*innen aus Architektur, Medienpädagogik und anderen Disziplinen brachten ihre Perspektiven ein. Über Workshops, Umfragen und regelmäßige Treffen wurden Bedürfnisse ermittelt und gemeinsam Lösungen entwickelt. Dieser partizipative Ansatz schuf eine hierarchiefreie Arbeitsweise, die auf Offenheit und Zusammenarbeit basiert. siehe New Practice in Art and Technology.
Die gesammelten Methoden eignen sich besonders in einem Raumlabor-Setting im Sinne eines Reallabors, können aber genauso in Raumprojekten angewendet werden, die auf eine Neukonzeption oder einmalige Umgestaltung abzielen und nicht auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung, angelegt sind. Gleichzeitig sind die Methoden eine Einladung, niederschwellige Raumevaluationen durchzuführen und bedarfsbezogene Raumanpassung in der Nutzung in allen Lernraumprojekt mitzudenken. Dies trägt zu wirkungsorientierten Raumangeboten bei und erlaubt auf emergierende Bedarfe von Studierenden und zukunftsorientierter Lehre zu reagieren.
Insbesondere Hochschulbeschäftigte und Lehrende, die sowohl in die Interaktion mit Studierenden als auch in die Planungsprozesse von Lernräumen involviert sind, können diese Methoden besonders gut platzieren und umsetzen. Partizipative interdisziplinäre Planungsprozesse sollten bestenfalls mit organisationsweiten Konzepten einhergehen und Hochschulentwicklung, Nachhaltigkeit, Digitalisierungsstrategie und Lernraumgestaltung zusammen denken.
Das Handbuch kann hier heruntergeladen werden.